Wie bei jedem grösseren Projekt sollte man sich zuerst die Rahmenbedingungen zusammenstellen und sich deren bewusst werden. Dazu ein paar Denkanstösse zu einigen grundlegenden Punkten, die sich auch oft gegenseitig beeinflussen z.B. Epoche, Zuglänge, Steigung, Radius.
Anlagengrösse
Wie gross ist der Raum / Platz, der mir zur Verfügung steht?
Scale, Semiscale oder nach Lust und Laune
Ich bin N-Bahner. Das heisst Massstab 1:160. Eine echte Scale-Anlage ist höchstens im Diorama Bereich möglich. Längen und Höhen werden nie der Realität entsprechen. Nur so als kleine Anregung: 16km Streckenlänge, was nicht sehr viel ist, würde 100 m beanspruchen! Oder ein Viadukt von 160 m Höhe entspricht 1m Höhe im Modell! Oder eine Bergstrecke mit 300 Höhenmeter, 2 m.
Man sieht, es müssen Kompromisse eingegangen werden. Es ist aber trotzdem wichtig, dass man sich Gedanken macht, ob man eine reine Fantasieanlage aufbauen, oder Segmente aus der Realität nachempfinden will. Hauptbahn und oder Nebenbahn, Bahnhofsbereich, Hafenanlag etc.
Ich habe mich von realen Situationen inspirieren lassen und habe versucht bestimmte Elemente oder Situationen (Brücken, Flusslauf, Bergsee)sinngemäss in die Anlage zu interpretieren.
Massstab
Je grösser der Massstab, desto höher der Detaillierungsgrad. Ob nun Spur Z N H0 oder noch grösser hängt natürlich nicht zu letzt vom verfügbaren Platz / Raum für die Anlage ab. H0 (u.a. Märklin) ist mit Sicherheit die verbreiteste Spur gefolgt von Spur N. Dies hat auch zur Folge, dass das Angebot hier am grössten ist, und auf Grund der Volumen auch die Produktionskosten weniger hoch sind.
Ich selber habe mich für Spur N entschieden. Der Detaillierungsgrad des Rollmaterials ist ziemlich gut und benötigt trotzdem nur rund 1/2 soviel Platz wie H0. Ein breites Angebot findet man im Fachhandel und im Internet. Je nach Epoche ist auch das Ocasionsangebot sehr attraktiv.
Anlagenaufbau (Brett, Modul, Normmodul)
Die Art des Anlagenaufbaus hängt sehr stark davon ab, ob ich mit der Anlage Stationär sein will, oder allenfalls an Ausstellungen teilnehmen will, oder mich sogar an einer Modulgruppe anschliesse.
Ein weitere Frage ist natürlich die Geländewahl. Eine Gebirgsanlage ist kaum vernünftig mit einem Brettaufbau zu realisieren und verlangt schnell einmal eine Rahmenkonstruktion, die eine wesentlich bessere Zugänglichkeit erlaubt. Der modulare Aufbau, meist in Rahmenbauweise, hat den Vorteil etapiert zu bauen und auch das hantieren mit dem Modul wird erleichtert. Ein allfälliger Transport der doch relativ filigranen Elemente, wird erleichtert. Wenn man sich für Ausstellungen mit Interessenkollegen entscheide, wird es der Normmodulbau sein. Eine sehr interessante Variante, vor allem wenn man selber sehr wenig Platz hat.
Ich persönlich bevorzuge den modularen Rahmenaufbau. Die Module sind so gross gewählt (L90xB120cm), dass sie auch im Endausbau noch einigermassen handlich sind. Sie passen durch Türöffnungen und können von einer Person gedreht werden. Bei grösseren Arbeiten, Verdrahtungen etc. ist es viel bequemer, wenn die Module aufgestellt werden können, als von unten, liegend, knieend etc. zu basteln. Und bedenke, nach der Fertigstellung kommt man nicht mehr einfach überall von oben dazu!
Epoche: maximale Zuglänge
Mit der Epoche wird indirekt auch die maximale Zuglänge bestimmt. Dies ist wiederum wichtig für die eigentliche Anlagenplanung, denn Bahnhoflänge und Blocklänge werden davon mitbestimmt. In Epoche I waren nur Dampfloks mit ein paar Wagen unterwegs. In der Gegenwart können wir die normalen Zuglängen kaum abbilden. Bei Spur N ergeben 10 Standard Personenwagen à 14 cm bereits 140cm, mit Lok gut 150cm, was eine Blocklänge von mindestens 160cm verlangt! Auf der Moba ist das schon ein staatlicher Zug in der Realität aber eher ein kleiner Regionalzug. Letzthin habe ich einen Güterzug mit 34 4-Achs-Wagen gesehen (wäre im Modell gegen 4m lang!).
Ich habe mich für eine maximale Zuglänge von 145 cm entschieden. Das entspricht gut 1/3 meiner Anlagenlänge von 360 cm Länge. Die Anlage soll bis Epoche III/IV gehen, also ca. 1980. Zuerst wollte ich nur bis Epoche 2 oder USA Diesel gehen und damit der Oberleitungsproblematik ausweichen. Aber die vielen Loks aus der SBB Epoche III / IV habens mir zu sehr angetan. Oberleitung ist nicht vorgesehen. Eventuell später nur Mast und Ausleger.
Maximale Steigung
Bei einer Gebirgsanlage ist die Steigung für die Planung natürlich enorm wichtig. Zu diesem Thema gibt es in den Foren ebenfalls endlose Abhandlungen.
Ich habe mich für eine maximale Steigung von 2.5% entschieden.Eine Steigung, die ich mit epochengerechten Zügen und max. 145cm länge, problemlos bewältigen kann. Das heisst für eine Überhöhung von 5cm wird eine Strecke von 2m benötigt, ohne Ein- und Ausleitung! Oder ein Kreisdurchmesser von rund65cm.
Minimale Überfahrthöhe
Die Norm (NEM) gibt für Loks die lichte Höhe vor. Dazu kommen noch Gleisstärke, Trassekonstruktion, und Schotterbett.
Man bedenke, dass die minimale Höhe das eine ist, dass man aber auch dazu kommen sollte! Bei einer doppelspurigen Gleiswendel und nur 50mm Zwischenraum ist der Zugriff schon sehr fummelig!
Mein Aufbau sieht wie folgt aus:
Beschrieb |
im Offenen Gelände
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Verdeckten Bereich
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Lichte Durchfahrtshöhe (NEM Spur N E-Lok 41mm)
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>50mm (min.)
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>45mm
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Trassekonstruktion, Pappelsperrholz
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4mm
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4mm
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Schotterbett, Kork |
3mm |
3mm |
Schiene mit Schwelle ca. |
3mm |
3mm |
Total OK-OK |
60mm |
55mm |
Minimal-Radius
Auch hier hat die Epochenwahl einen gewissen Einfluss, den das Rollmaterial der 1. Generation hatte eine viel kleiner Radabstand und kann deshalb auch auf kleineren Radien befahren werden. Grundsätzlich sollten aber so grosse Radien wie möglich gewählt werden, um ein möglichst realistisches Bild zu erhalten. Für doppelspurige Strecken muss der innere und äussere Radius festgelegt werden. Zu bedenken gilt auch, dass der Reibungswiederstand grösser ist, je kleiner der Radius gewählt wird. Das spürt man auch bei der Moba! Zu dem minimalen Gleisabstand gibt die NEM Auskunft.
Ich habe als minimalen Radius 1 29 cm und Radius 2 32 cm festgelegt.
Die Moba-Anbieter gehen bis unter 20cm! Das kann ich nicht empfehlen, da sind Entgleisungen fast schon sicher und einige Loks gehen da gar nicht durch.
Steuerung: Analog oder Digital? Hardwarelösung (DZ) oder PC -Lösung?
Für mich war von Anfang klar: digital mit PC.
In den Foren gibt es dazu endlose Dialoge. Innerhalb der digitalen Welt gibt es auch viele verschiedene Angebote. Ich habe mich für das offene DCC System entschieden. Die Abhängigkeit vom Lieferanten ist gegenüber einem proprietären System viel geringer. Das gibt mir die grösste Sicherheit, dass es in ein Paar Jahren noch erhältlich ist; für mich mit Abstand der wichtigste Punkt. Auf Grund der offenen Architektur ist aber auch das Angebot am grössten und dementsprechend sind auch die Preise unter einem gewissen Konkurrenzdruck.
Die von mir eingesetzten Komponenten
Weichenstellung
Für das stellen der Weichen gibt es verschiedene Möglichkeiten: von Hand, mit Magnetartikel oder Servo.
Ich habe mich für den Servoantrieb (Standartservo aus dem RC-Bereich) entschieden, der sehr zuverlässig ist. Die Ansprüche an die Servos sind minimal, Hauptsache es lauft zuverlässig. Die Zuverlässigkeit ist wesentlich höher als bei den Magnetartikeln.
Rückmelder
Im Automatikbetrieb muss die Zentrale informiert werden, wenn ein Zug in einen Block einfährt. Dazu braucht es Rückmelder. Es gibt dabei verschiedene Prinzipien (Stromverbrauch Messen, Reflektoren, Reedkontakte etc.). Je nach Auslegung werden weitere Rückmelder in einen Block eingebaut, um zum Beispiel eine feine Bremskennlinie zu erreichen und auch den genauen Haltepunkt zu bestimmen.
Ich arbeite bei normalen Blocken mit 1 GBM (Gleisbelegtmelder), für den Haltepunkt verwende ich einen virtuellen Melder. Bei Blöcken die sehr knapp sind setze ich 2 GBM ein. Im Bahnhofsbereich 3 GBM. Dies erlaubt mir eine weicheres abbremsen des Zuges.